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Die Erde als Lebewesen

Neues Jahresthema 2024-25

An der nächsten Landwirtschaftlichen Tagung wollen wir in die Zukunft der Biodynamik blicken


Nach 100 Jahren Biodynamik hielten wir im Jahr 2023 Rückblick, im Jahr 2024 einen vertiefenden Einblick in die Inhalte des Landwirtschaftlichen Kurses von Rudolf Steiner und für 2025 steht der dritte Teil der Trilogie an: der Ausblick in die Zukunft. Was kommt auf uns zu jetzt, wo wir in das zweite Jahrhundert des Wirkens des biodynamischen Impulses eintreten? Sintflutartige Regenfälle und anhaltende Dürren – wie leben wir mit der ökologischen Krisensituation? Sind diese Klimaereignisse nur mechanisch zu erklären oder zeugen sie auch von der «Krankheit» unserer lebendigen Erde? Protestierende Landwirt:innen in Europa und in die Megacitys abwandernde Landwirt:innen im Globalen Süden – gibt es überhaupt eine Zukunft für Bäuerinnen und Bauern? Baum-Umarmungs-Seminare auf der einen Seite und gigantische Investitionen für die Auswanderung auf den Mars auf der anderen Seite – gibt es eigentlich noch ein vernünftiges Verhältnis zu unserer Erde und zur Natur?


Die getreuliche Arbeit auf den biodynamischen Höfen scheint da wie aus der Zeit gefallen. Wo ist der Zukunftsaspekt, wenn wir uns mit vollem biografischem Einsatz mit einigen Hektaren Boden, ausgewählten Kulturen und Tieren verbinden? Es soll ja ein Lebensort entstehen, ein Ort, wo viele Lebewesen sich zu einem Organismus verbinden, wo Erde und Himmel sich fruchtbar begegnen und durchdringen. Kann so ein Lebensort real sein, wenn rundherum die Erde tot ist? Existiert das Leben nur auf unseren Höfen, umgeben von einer mechanistisch toten Erde? Ist es nicht vielmehr eine intime Ahnung, die uns immer wieder zukommt: Mein Lebensort ist wie ein Tor, das sich öffnet in die Welt des umfassenden Erdenlebens. Zum Beispiel kann ich das Atmen der Erde mit dem Himmel miterleben, wenn ich beim Sonnenaufgang ein biodynamisches Präparat spritze. Oder wenn das konkrete Erleben wie die Pflanzenwelt eine lebendige Haut bildet, die sich im Jahreslauf entwickelt. Diese Erfahrungen öffnen eine andere Ebene der Wirklichkeit. Kann ich dann die Erde als Lebewesen erfahren, kann ich sie als Lebewesen denken, kann ich mich in Ehrfrucht und Liebe mit ihr verbinden?


Gehen wir jetzt den Zukunfts-Schritt von dem einzelnen Lebens-Ort zur Erde als Ganzes, als Lebewesen. Orientieren wir uns für unsere biodynamische Arbeit beim Eintritt in das zweite Jahrhundert an dem Zukunftsblick auf die Erde als Lebewesen.


Interessanterweise zeigen viele neue Forschungen der aktuellen Wissenschaften, wie die Plattentektonik, die Meeresbiologie, die Mikrobiomforschung, die Chronobiologie oder die Klimawissenschaften, die die Dynamiken der Veränderungen untersuchen, ein dynamisches Entwicklungsbild der Erde. Die Erde durchläuft Entwicklungsstadien, wie sie typisch sind für ein Lebewesen. Was in einem späteren Stadium klar ausgeformt und funktionell definiert ist, geht auf bildsame, funktionell offene Stadien zurück. Auch ältere Wissenschafter, wie C. G. Carus in seinen zwölf Briefen über das Erdleben oder Goethe mit seinem Erdengeist im «Faust», sprechen schon von der Erde als Lebewesen. Rudolf Steiner beschreibt einen detaillierten Evolutionsprozess des Kosmos und der Erde über vier Stufen. In seiner Darstellung entstand die mineralische Erde aus einer lebendigen Erde, diese aus einer beseelten und diese aus einem geistigen Wesensursprung. Die mythologischen Bilder aus alten Kulturen spiegeln die tiefe Verbindung wider, die die Menschen in vergangenen Zeiten mit den Kräften der Erde und des Kosmos hatten. Die Ureinwohner:innen in Mittelamerika benutzten zum Beispiel sehr ausgeklügelte Kalender und Systeme, um ihre Felder zu bestellen, ihre Tiere zu versorgen und die Arten züchterisch zu verändern.


Die kranke Erde braucht uns mehr denn je. Suchen wir aktiv offene Partnerschaften. Wir sind nicht die einzigen, die den Durchbruch suchen von einem mechanistischen Verstehen der Erde zu einer Erkenntnis der Erde als Lebewesen. Suchen wir Forschungspartner, mit denen wir uns austauschen können, wo wir gegenseitig voneinander lernen können, wie man die Phänomene neu sehen kann.

Suchen wir Partnerschaften mit Künstler:innen, die mit der poetischen, musikalischen, bildnerischen Vision der Erde als Lebewesen leben.


Suchen wir Allianzpartner für konkrete Handlungsfelder in der Klimapolitik, der Landschaftsgestaltung, der Biodiversitäts-Förderung, um aus dem Bild der Erde als Lebewesen relevante Handlungen anzustossen.


In dieser Weise wollen wir mit dem Jahresthema «Die Erde als Lebewesen» mit einer thematisch und sozial öffnenden Geste durch das Jahr 2024 arbeiten und damit die Zukunftstagung vom 5. bis 8. Februar 2025 vorbereiten.


Michaelbrief: Michaels Aufgabe in der Ahriman-Späre. Leitsätze 106–108.
(Rudolf Steiner: Anthroposophische Leitsätze, GA 26).

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